Kalkschulter

  • Hört man den Begriff Kalkschulter, denken viele vielleicht an eine vollständige Verkalkung des Schultergelenks. Bei einer sogenannten Kalkschulter handelt es sich jedoch um Kalkablagerungen an speziellen Stellen in der Schulter.

    In dem engen Raum zwischen dem Schulterkugelgelenk und dem Schulterdach verlaufen die Supra- und Infraspinatussehnen. Diese Sehnen und die dazugehörigen Muskeln sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass wir unsere Arme seitlich abspreizen und nach außen drehen können. Zwar ist der Raum, in dem sich die Sehne bewegt, sehr eng, stellt aber für gesunde Menschen kein Problem dar.

    Wird jedoch genau dieser Teil unseres Körpers einseitig oder dauerhaft überbelastet, kann sich dieser Raum verengen und es entsteht somit ein Druck auf Sehne und Schleimbeutel. Die Sehne reibt sich am Schleimbeutel und wird dadurch belastet, sie verliert an Dehnbarkeit und Spannkraft. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, können sich an der Sehne Verkalkungen oder Kalkablagerungen bilden, welche Spätfolgen einer immer wiederkehrenden Schleimbeutelentzündung sein können.

  • Die Betroffenen haben meist extreme Schmerzen und können ihr alltägliches Leben nicht mehr so bewältigen wie sie möchten. Typische Symptome sind plötzlich einschiessende Schulterschmerzen bei Drehbewegungen und beim Anheben des Arms. Beim Liegen auf der betroffenen Seite können sogenannte ‘Nachtschmerzen’ auftreten.

    Durch die Reizung oder Irritation der Sehne können Belastungsschmerzen entstehen. Ausserdem kann der Bewegungsumfang aufgrund der auftretenden Schmerzen eingeschränkt sein.

  • Kalkablagerungen sind im Röntgen leicht erkennbar, da sich in diesem Diagnostikverfahren die Verkalkungen ähnlich wie Knochenstrukturen zeigen. Grundsätzlich werden bei einem Röntgen der Schulter drei Aufnahmen gemacht (von vorne, mit angehobenem Arm und von der Seite). Bei einer Kalkschulter werden zusätzlich Bilder mit einem nach innen und einem nach aussen gedrehten Oberarm erstellt.

    Eine Ultraschalluntersuchung zeigt mögliche Kalkdepots in der Schulter. Sie sind als ‘Schallschatten’ erkennbar. Da Kalk und Knochen sehr dichte Materialien sind, können die Ultraschallsignale an diesen Stellen nicht hindurchdringen und werfen einen sogenannten ‘Schallschatten’, den der Untersucher dann z. B. als Kalkablagerung deuten kann. Eine Ultraschalluntersuchung gibt Hinweise auf die Dichte der Verkalkungen und in welchem Stadium sie sich befinden. Die Phasen der Verkalkung sind entscheidend dafür, welche Behandlungen schlussendlich durchgeführt werden können.

    Weiters sind Schleimbeutelentzündungen im Ultraschall als Flüssigkeits-ansammlung gut erkennbar. Mögliche Begleiterscheinungen, wie z. B. Sehnenrisse oder -einrisse in der Rotatorenmanschette, können hier ebenfalls beurteilt werden. Eventuelle Verkalkungen sind auch mittels MRI feststellbar.

  • In manchen Fällen kann es sich bei einer Kalkschulter um eine selbstlimitierende Krankheit handeln, was bedeutet, dass der Körper die Kalkablagerungen von selbst wieder abbauen kann. Wenn der Körper es nicht schafft, die Verkalkungen wieder abzubauen bzw. wenn die Verkalkungen zu stark sind, dann können andere Therapiemöglichkeiten zum Einsatz kommen.

    In den Anfangsstadien kann versucht werden, die Entzündungen und Reizungen mittels entzündungshemmender Medikamente (NSAR) in den Griff zu bekommen. Als weitere Möglichkeit kann Kortison infiltriert werden. Sollte eine Kortisontherapie auch keine Linderung verschaffen, kann mit einer Stosswellentherapie versucht werden, die Verkalkungen zu ‘zertrümmern’. Wenn die Kalkdepots noch nicht vollständig verhärtet sind, kann auch ein ultraschallgesteuertes Needling in Erwägung gezogen werden. Hier können die Verkalkungen unter Ultraschallsicht mithilfe einer Nadel von der betroffenen Stelle entfernt werden.

    Können Stosswellentherapie und Needling aufgrund der zu weit fortgeschrittenen Symptomatik nicht mehr durchgeführt werden, können die Kalkablagerungen mittels eines minimalinvasiven Eingriffs (Arthroskopie) entfernt werden. Je nach Grösse und Lokalisation der Verkalkungen kann nach dem Abtragen der Kalkdepots eine Sehnennaht notwendig sein. Sind die Ablagerungen klein und die betroffenen Sehnenstellen nicht beschädigt, werden diese meist belassen und nicht genäht.