Arthrose
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Ein Gelenk (altgriechisch Arthron) besteht jeweils aus zwei Knochen (Gelenkpartner). Diese Gelenkpartner sind an den Stellen, an denen sie das Gelenk bilden, mit Knorpelgewebe überzogen, z. B. Oberarmkopf und Schultergelenkpfanne. Die Gelenkkapsel ist ein schützender Beutel, der das Gelenk umgibt und sicherstellt, dass keine Gelenkflüssigkeit austritt und die Gelenkpartner problemlos aneinander gleiten können. Durch regelmässige Bewegung wird das Knorpelgewebe gut ‘geschmiert’ und das Gelenk wird mit Nährstoffen versorgt.
Ist der Knorpel nicht gut geschmiert oder wird er zu stark belastet, können Risse entstehen. Irgendwann ist der Knorpel verschlissen und die Knochen reiben ungeschützt aufeinander. Dadurch kann es im Gelenk zu einer Entzündungsreaktion kommen.
Im Volksmund werden auch Begriffe wie Gelenkverschleiss oder Gelenkabnutzung für Arthrose verwendet. Bei Arthrose handelt sich um einen fortschreitenden Abbau von Knorpelgewebe. Das ist vergleichbar mit dem Getriebe beim Auto. Wenn alle Teile des Getriebes reibungslos miteinander interagieren, gibt es keine Probleme beim Schalten. Ist jedoch Sand im Getriebe oder wird es durch ständigen Gebrauch abgenutzt, im Falle des Gelenks wären es z. B. abgeriebene Knorpelstücke, dann kann keine glatte Bewegung mehr stattfinden.
Im Bereich der Schulter kann eine Arthrose an unterschiedlichen Stellen auftreten. So können das Schultereckgelenk, das Schulterhauptgelenk oder das Sternoclaviculargelenk (Gelenk zwischen Brustbein und Schlüsselbein) betroffen sein.
Arthrose ist ein normaler Prozess, der über Jahre entsteht. Wenn man z. B. einen neuen Reifen betrachtet, hat dieser am Anfang viel Profil. Mit der Zeit wird er immer dünner und kleiner und irgendwann ist der ganze Reifen abgetragen und man fährt im schlimmsten Fall auf den Felgen.
Der Körper wirkt dem Knorpelverschleiss mit Knochenverdichtung (Sklerosierung), Zystenbildung (Flüssigkeitsansammlungen im Knochen) und Knochenanbauten (Osteophytenbildung) entgegen. Dies sind Schutzmechanismen des Körpers. Durch erhöhten Druck auf die Gelenkpartner beginnt die Sklerosierung. Vor allem die Knochenränder verdichten und verformen sich, um diesen Druck auszugleichen. Der Knochen versucht den Druck auf eine grössere Fläche zu verteilen, damit er weniger Schmerzen empfindet.
Ein extremes Beispiel hierfür wäre z. B. der Fakir, der übers Nagelbrett läuft. Würde er nur auf einen Nagel steigen, würde er sehr starke Schmerzen empfinden. Steigt er indessen auf ein Brett voller Nägel, wird das Gewicht gleichmässig auf eine grössere Fläche verteilt und die Schmerzempfindung automatisch weniger.
Die entstandenen Osteophyten oder Knochenanbauten sind immer ein eindeutiges Zeichen für eine Arthrose. Im Röntgen ist bei gesunden Gelenken immer ein Gelenkspalt erkennbar. Dieser Gelenkspalt ergibt sich aus dem Knorpelgewebe, welches im Röntgen nicht sichtbar ist.
Sobald der Knorpel verschlissen ist, verschwindet auch dieser Gelenkspalt. Es wird sozusagen immer enger zwischen Pfanne und Kopf. Dieser aufgehobene Gelenkspalt ist ein Zeichen der Arthrose. Wenn die Erkrankung fortschreitet, können sich knorpelige und knöcherne Strukturen abreiben und abnutzen.
So können ‘freie’ Gelenkkörper entstehen und wiederum den Verschleiss begünstigen. Die Abnutzung kann so weit gehen, dass sich die Position einzelner Knochen im Raum (Schulter) stark ändert. Der Oberarmkopf kann nach hinten ausrenken/auskugeln und einen vermehrten Abrieb im hinteren Teil der Pfanne verursachen. Ist zudem die Rotatorenmanschette stark beschädigt, so kann der Oberarmkopf im Gelenk nicht mehr richtig zentriert und im Gelenk geführt werden. Der Oberarmkopf bewegt sich nicht mehr in seiner natürlichen Position, was wiederum asymmetrische Überbelastungen im Gelenk forciert. Die Schultergelenkpfanne nützt sich einseitig ab. Ist keine Stabilisierung durch die Rotatorenmanschette mehr vorhanden, so tendiert der Oberarmkopf in Richtung Schulterdach nach oben zu rutschen. Der Oberarmkopf steht chronisch am Schulterdach an. Wird der Arm in dieser Position über längere Zeit bewegt, reibt sich der Oberarmkopf in das Schulterdach ein. Dieses Phänomen ist auch als Acetabulisierung (Acetabulum = Gelenkpfanne im Hüftgelenk) bekannt. Das Schulterdach wird zur ‘Gelenkpfanne’, was meist sehr schmerzhaft für die Betroffenen ist.
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Arthrose macht sich in erster Linie durch Schmerzen bemerkbar. Betroffene berichten oft von Schmerzen und einem Ziehen in der Schulter, die sich insbesondere bei Bewegungen verstärken.
Typische Anzeichen für Arthrose sind auch nächtliche Schmerzen, die in Ruhe auftreten.
Nach längeren Ruhephasen werden Symptome wie Steifheit und «Anlaufschmerzen» verspürt. Bei Belastung des Gelenks treten Schmerzen auf, wobei die Schmerzen mit zunehmender Belastung des Gelenks intensiver werden. Empfindlichkeit gegenüber Wetterveränderungen und Kälte kann ebenfalls auf das Vorliegen einer Arthrose hinweisen. Schwellungen, Verdickungen der Gelenke, Entzündungsreaktionen und Geräusche bei Bewegungen wie Reiben oder Knirschen können ebenfalls auftreten. Knochenanbauten können zu Verformungen des Gelenks führen, was die Beweglichkeit beeinträchtigen kann. Dies führt dazu, dass das Gelenk seinen natürlichen Bewegungsumfang verliert.
Die Kraft in der Schulter kann je nach Beteiligung der Rotatorenmanschette beeinträchtigt oder reduziert sein.
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Röntgenaufnahmen sind von entscheidender Bedeutung, um die Knochenstrukturen zu beurteilen. Durch dieses diagnostische Verfahren können die Verengung des Gelenkspalts und das Ausmass der Knochenverdichtung am Rand beurteilt werden. Röntgenaufnahmen liefern dem Arzt Informationen darüber, ob Zysten oder typische Knochenanbauten (Osteophyten) vorhanden sind und wie die Position der Gelenkpartner zueinander steht. Sie zeigen, ob der Oberarmknochen im Gelenk zentriert ist, ob er nach oben oder hinten verschoben ist und ob noch ausreichend Platz zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf vorhanden ist.
Ein Ultraschall oder eine MRT-Untersuchung kann durchgeführt werden, um den Zustand der Rotatorenmanschette zu beurteilen. Die Ergebnisse des Ultraschalls oder der MRT-Untersuchung beeinflussen die Auswahl der Therapie. Wenn beispielsweise die Sehnen des Supraspinatus oder des Subscapularis stark geschädigt sind, ist ein anatomischer Gelenkersatz nicht möglich. In solchen Fällen kommt eine invers bzw. umgekehrte Prothese zum Einsatz.
Ein CT wird bei der präoperativen Planung durchgeführt. Dieses bildgebende Verfahren erstellt ein präzises 3D-Bild des Schultergelenks. Es zeigt die Position der Schultergelenkpfanne und des Oberarmkopfes deutlich. Dies ermöglicht beispielsweise die Beurteilung der Ausrichtung der Gelenkpfanne und des Oberarmkopfes. Darüber hinaus kann durch die Injektion von Kontrastmitteln festgestellt werden, ob die Rotatorenmanschette intakt ist. Die Untersuchung kann auch die Beurteilung des Fettgehalts der Muskulatur der Rotatorenmanschette ermöglichen.
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Arthrose ist grundsätzlich nicht heilbar. Wenn Arthrose in ihren frühen Stadien diagnostiziert wird, kann der Verlauf jedoch durch verschiedene Massnahmen verlangsamt werden. Das schmerzhafte Gelenk benötigt regelmässige Bewegung, um die Ernährung des verbliebenen Knorpels aufrechtzuerhalten. Gut trainierte Muskeln können das Gelenk besser führen und dadurch Schmerzen reduzieren. Die Auswahl der Behandlungsmassnahmen hängt immer vom jeweiligen Stadium der Arthrose ab.
Die Verbesserung der Funktion und die Reduktion von Schmerzen können durch Physiotherapie und physikalische Massnahmen wie Kalt- und Warmanwendungen sowie Ultraschalltherapie erreicht werden. Im Frühstadium können Muskelstärkung und Gelenkschutzmassnahmen oft die Symptome der Arthrose lindern.
In einigen Fällen können auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verschrieben werden. Der behandelnde Arzt entscheidet, ob die Anwendung von Kortisoninjektionen in das Gelenk sinnvoll ist. Es gibt auch alternative Injektionen, wie die Injektion von Hyaluronsäurepräparaten (zur Ersetzung der Gelenkflüssigkeit) oder die PRP-Methode (Platelet Rich Plasma), bei der «Eigenblut» (körpereigenes Blutplasma) in das Gelenk injiziert wird.
Diese Massnahmen können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sie das zugrunde liegende Problem nicht beseitigen. Abgenutztes Knorpelgewebe kann weder vom Körper noch durch die Zugabe von Medikamenten regeneriert werden. In der Forschung wurden bereits Fortschritte erzielt, um Knorpelzellen zu züchten und sie in ausgewählten Fällen durch Knorpeltransplantationen im Kniebereich teilweise zu ersetzen. Ein Gelenkersatz (Endoprothetik) ist die operative Lösung für fortgeschrittene Arthrose. Dabei wird das betroffene Gelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt, das die Oberflächen der Gelenkpfanne und des Gelenkkopfes nachbildet.
Es gibt zwei Arten von künstlichen Gelenken: die sogenannte anatomische/reguläre Prothese und die umgekehrte/inverse Prothese. Die Wahl hängt von verschiedenen Faktoren und der individuellen Situation des Patienten ab.