Das Schultereckgelenk ist eine Verbindung zwischen dem Schlüsselbein und dem Schulterdach. Dieses Gelenk ist maßgeblich an der Anhebung des Arms über die Schulterhöhe beteiligt. Es handelt sich zwar um ein ‘echtes’ Gelenk, es ist aber durch seinen straffen Bandapparat als eine Art ‘Einheit’ mit dem Schulterblatt zu betrachten.
Unter einer Schultereckgelenksprengung versteht man eine Verletzung/Schädigung des Bandapparates, die in weiterer Folge Fehlstellungen/Störungen im Gelenk verursachen kann. Es gibt unterschiedliche Schweregrade einer Schultereckgelenksprengung, die je nach Ausmaß (siehe Bild) verschiedene Behandlungsformen benötigen.
Typ I
Es bestehen Zerrungen oder Einrisse im Bandapparat, ohne vollständigen Abriss. Die knöchernen Strukturen (Schlüsselbein) sind noch an ihrem Platz.
Typ II
Nur ein Teil der Bänder ist gerissen, die anderen Bänder sind noch intakt. Betroffen sind hier die Bänder zwischen Schlüsselbein und Schulterdach. Meist ist auch hier das Schlüsselbein noch an seinem ursprünglichen Platz.
Typ III
Hier handelt es sich um eine vollständige Durchtrennung des Bandapparates im Schultereckgelenk. Die Bänder zwischen Schlüsselbein und Schulterdach und Schlüsselbein und Rabenschnabelfortsatz sind betroffen. Darüber hinaus kann das Schlüsselbein nach oben ragen.
Typ IV
Der komplette Bandapparat ist durchgerissen und das Schlüsselbein nach hinten verschoben.
Typ V
Der Bandapparat ist durchgetrennt, das Schlüsselbein verschoben und zudem ist auch die Muskelfaszie (eine flächige Bindegewebsschicht, die sich über die Muskeln zieht) durchgerissen. Das verschobene Schlüsselbein ist deutlich unter der Haut erkennbar und ertastbar.
Typ VI
Unterschiedliche Schweregrade von Fehlstellungen und Fehlfunktionen können im Gelenk auftreten.
Die Betroffenen haben meist starke Schmerzen. Ab Typ III ist eine Fehlstellung von außen sichtbar. Typischerweise treten nach/bei einem Trauma Schwellungen, Blutergüsse und Hautabschürfungen auf. Zeitgleich, je nach Ausmaß der Verletzung, kann ein Funktionsverlust und eine schmerzbedingte eingeschränkte Beweglichkeit auftreten.
Mithilfe eines Panorama-Röntgens werden beide Seiten der Schulter erfasst. Hier ist die Stellung des Schlüsselbeins im Schultereckgelenk sichtbar. Außerdem kann man im Seitenvergleich Aufschluss darüber erlangen, wie groß das Ausmaß der Luxation bzw. einer knöchernen Verletzung ist. Wie groß der Fehlstand ist, kann durch Messung der Abstände der Schlüsselbeine zu den Rabenschnabelfortsätzen auf beiden Seiten ermittelt werden.
Bei einem Hochstand des Schlüsselbeins ist höchstwahrscheinlich ein Bänderriss gegeben, was ein zusätzliches MRI nicht erforderlich macht.
Um mehr Einblicke bezüglich Weichteil- und Begleitverletzungen (Rotatorenmanschette, Bänder, etc.) im Gelenk zu gewinnen, können mittels MRI aussagekräftige Aufnahmen gemacht werden. Ein MRI ist dann besonders wichtig, wenn man andere Verletzungen ausschließen möchte.
Sollte eine Operation erforderlich sein, kann zudem mittels Arthroskop (Kamera) die betroffene Stelle beurteilt werden. Hier können auch Verletzungen sichtbar gemacht werden, die eventuell in anderen diagnostischen Verfahren nicht eindeutig erkennbar sind.
Bei Typ I und II kann häufig mit konservativen Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden. Hier liegt der Fokus anfangs auf Schmerzlinderung durch Medikation und funktionelle Nachbehandlung, wie Schonung und Ruhigstellung, der betroffenen Stelle. Für mehr Komfort kann hier eine Schlinge eingesetzt werden.
Bewegungen sollten nach Maßgabe der Beschwerden erfolgen und nicht über die Schmerzgrenze hinausgehen. Die Dauer der Ruhigstellung und Schonung ist individuell und je nach Ausmaß der Verletzung unterschiedlich und kann einige Tage bis mehrere Wochen dauern.
Ab Typ III kann eine OP oder keine OP durchgeführt werden. Wird kein Eingriff vorgenommen, bleibt die Vorwölbung oder der Schlüsselbeinhochstand bestehen. Diese Option wird gegebenenfalls von Menschen gewählt, die berufsbedingt keine Ausfälle über einen längeren Zeitraum in Kauf nehmen möchten, wie z. B. Rugby-Spieler. Unter Umständen, falls die Muskulatur kräftig genug ist, ist von einem operativen Eingriff abzusehen. Diese Möglichkeit kann aber in weiterer Folge Instabilitäten im Schultereckgelenk begünstigen und auch aus kosmetischen Gründen abgelehnt werden. Besonders bei Bewegungen unter Belastung können Schwierigkeiten auftreten. Wird eine OP durchgeführt, ist der Zeitpunkt entscheidend, welche Art des Eingriffs vorgenommen wird.
In der Akutphase (in den ersten 2 Wochen) wird häufig eine extrem stabile Verbindung eingesetzt (siehe Bild). Das Schlüsselbein wird mithilfe von einem künstlichen Band und den sogenannten ‘Buttons’ (Titanplättchen) mit dem Rabenschnabelfortsatz fix verbunden. Wurde eine Stabilisierung durch den Eingriff bewirkt, so können die durchgerissenen Bänder mithilfe künstlicher Fäden fixiert werden und wieder verheilen/vernarben.
Die vernarbten Bänder können auch wieder zur Stabilisierung beitragen. Die Titanplättchen kommen dann zur Anwendung, wenn eine Instabilität nach oben besteht und das Schlüsselbein nach unten gebracht werden soll.
Bei einer Instabilität nach vorne oder hinten kommt die sogenannte Fadencerclage (Bandage, die zwei Knochen verbindet) zur Anwendung. Hier handelt es sich um eine Methode, bei der der Knochen mit einem Band zur Stabilisierung umschlungen wird. Sollte eine Operation zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden (ab 2 bis 3 Wochen), kann hier eine Fixierung des Schlüsselbeins am Rabenschnabelfortsatz mittels Sehne notwendig werden. Das Gelenk wird zusätzlich mit einer körpereigenen oder einer fremden Sehnenspende verstärkt. In der Fachsprache wird dies auch als ‘Augmentation mithilfe eines Allografts’ bezeichnet.
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